Etwa 60 Minuten später. Die Einreise ist geschafft und mit unserem Gepäck machen wir uns auf den Weg nach Draußen - in die Schwüle. Nach einer guten Viertelstunde bilden sich die ersten Schweißflecken und das Marriott-Shuttle fährt bereits zum dritten Mal vorbei. Von unserem Shuttle ist weit und breit nichts zu sehen. Etwas genervt laufe ich auf und ab und werfe einen Blick unter das Tuch welches ich zum Schutz über die Bauchtrage, also Baby Samus Kopf, geworfen habe. SCHOCK.
Der Kleine ist total verschwitzt, ja richtig nass, aber er scheint zu schlafen. Mein Gott, vielleicht ist er einfach zu kaputt um sich noch zu regen?! Mein Blick spricht Bände, denn mein Mann eilt zu mir um sich das Elend ebenfalls anzusehen. Im nächsten Moment möchte ich einfach in die von etlichen Klimaanlagen stark runtergekühlte Ankunftshalle gehen, doch dort ist es eindeutig zu kalt. Mist was nur tun?! Ist alles gut???
Als wir morgens aufwachen sind wir uns nicht sicher ob der Wecker am Bett kaputt ist. Es ist tatsächlich schon nach sieben Uhr und der Kleine schläft. Unser Sohn hatte zwar mal irgendwann gegen 4 Uhr Hunger gehabt, ist danach aber wieder schnell eingeschlummert. Die sieben Stunden Zeitumstellung scheinen ihn nicht wirklich zu verwirren. Auch wir würden jetzt gerne noch länger liegen bleiben. Auf 8:15 Uhr haben wir allerdings unser Shuttle bestellt, frühstücken wollen wir noch und es muss alles für die Weiterreise fertig gemacht werden.
Bereits um 8:01 klingelt unser Telefon. Die Rezeption will wissen wo wir denn bleiben würden. Das Shuttle sei da. Wir erklären gleich zu kommen. 8:07 es klingelt wieder - wir sind doch sofort auf dem Weg! Vollgepackt eilen wir zum Shuttle. Ich hätte das Szenario ja gerne fotografiert, aber ob das Telefon noch ein drittes Mal geklingelt hätte - ich weiß es nicht.
Heute wollen wir ein wenig Denver erkunden. Zunächst holen wir dafür unseren Kinderwagen im nahegelegenen Walmart Supercenter ab. Der ist nur knapp zehn Fahrminuten von unserem Hotel, dem Drury Inn & Suites (Stapleton), entfernt. Am Abholschalter werden wir zügig bedient und die freundlichen Amerikaner kümmern sich nebenbei rührend um unseren Sohn. So viel Aufmerksamkeit ist er in einem Supermarkt gar nicht gewohnt. Neben dem bestellten Wagen und Autositz erhalten wir dann auch noch ausführliche Tipps den Schmerzen beim Zahnen entgegenzuwirken: Hühnerknochen nagen.
Der restliche Einkauf wird noch schnell erledigt, dann geht´s ruckzuck zurück ins Hotel, Kinderwagen und Autositz testen.
Die Nacht war, nennen wir es mal "frisch", aber immerhin etwas erholsam nach der ewigen Anreise. Irgendwann waren wir aufgewacht, weil wir gefühlt Eisbrocken waren. Wir schalteten die Heizung an und warteten ab. Es wurde mollig warm, doch kaum war die Heizung aus, wurde es wieder richtig kalt. Wir getrauten uns allerdings nicht, die Heizung die Nacht über laufen zu lassen. Was wenn die Batterie des Campers am Morgen leer ist? Nein, da froren wir lieber. Wir wickelten unseren Zwerg in eine weitere Decke und kuschelten uns alle eng aneinander.
Am Morgen haben wir uns direkt nach dem Frühstück auf die Weiterfahrt gemacht. Nicht, weil der KOA Bur Nunn kein Highlight (aber vollkommen in Ordnung!) war, sondern, weil wir wieder einmal 5 Stunden Fahrt (knapp 300 Meilen/470 Kilometer) bis zu unserem nächsten Campingplatz im Yellowstone Nationalpark auf dem Plan hatten.
Und anfangs lief es wunderbar. Ja, hervorragend. Der Kleine schlief während sich uns die unendlichen Weiten Wyomings eröffneten. Wir fuhren und fuhren und fuhren. Mal mein Mann, mal ich - immer abwechselnd, bis wir am frühen Nachmittag Cody erreichten. Dort nutzen wir die zeitige Ankunft um uns die Füße zu vertreten und die letzten Utensilien für die Tage im Park zu kaufen.
Wir stehen bei MC Donald´s auf dem Parkplatz - auf der Suche Internet. Nicht wegen dem Schrecken der vergangenen Nacht, sondern weil wir gerne mal eine warme Dusche und ein richtiges Bett hätten und entspannen wollen, entschließen wir uns ein Hotelzimmer oder ähnliches zu nehmen. Bei hotels.com werde ich - dank MC Donalds-Wifi - bald fündig. Ein Appartement im Newpark Resort & Hotel mit Kochnische und allem drum und dran in Park City. Gleich in der Nähe ein Outlet-Center. Wir sind uns einig - das ist unsers für zwei Nächte! Mit großer, berechtigter, Vorfreude machen wir uns auf den Weg der wie im Fluge vergeht.
Nach einem Tag Pause ist heute wieder Fahren angesagt. Etwas mehr als 200 Meilen, rund 300 Kilometer, stehen auf dem Plan. Mit dem Wohnmobil also bestimmt eine fast vierstündige Fahrt - mit Pausen... am Ende aber eine Tagestour.
Daaa! Ja genau da! Da war sie die Ausfahrt... Wir rauschen vorbei, denn mit dem Wohnmobil bleibt keine andere Möglichkeit. Vollbremsung unmöglich. So haben wir die Ausfahrt Richtung Moab zum Arches Nationalpark verpasst. Aber wir haben Glück im Unglück, die nächste Ausfahrt ist nicht allzu weit - für amerikanische Verhältnisse. Und dann holt uns das Glück glücklicherweise nochmal ein. Denn die Straßenquerung unter welcher wir durchmüssen ist genau 1,5 Fuß höher als unser Wohnmobil. Puh, jetzt hoffen wir nur die Höhenangaben stimmen, denn einige, so schaut es aus, sind hier schon hängen geblieben. Aber es passt!
Wir sind zurück in Denver. Einen Tag früher als geplant. Ja, es ist tatsächlich so. Wir sind jetzt zum Schluss endlich einmal früher dran! Wie das passieren konnte? Nun gut, wir haben einfach einen Programmpunkt gestrichen und beschlossen relaxt zurück zu fahren.
Ein kurze Zusammenfassung: eigentlich war noch der Besuch der Canyonlands geplant. Da wir uns hierfür aber wieder auf die ewige Suche nach einem Campground hätten machen müssen und gehört haben, dass prinzipiell eh alles "full" ist, hatten wir uns auf den Rückweg gemacht. Am Vormittag hatten wir noch kurz den tollen Dead Horse Point State Park genossen und dann ging es ganz entspannt zurück. Wir waren so entspannt, dass selbst die Fahrt wirklich entspannt war. Nach knapp 420 Kilometern nahmen wir uns in Avon/Beaver Creek eine Unterkunft - die Lakeside Terrace Villas. Ein super Apartment zu einem wirklich genialen Preis. Am nächsten Mittag ging´s dann zurück nach Denver. Und beim letzten Stopp passierte es dann. Auf dem Parkplatz bei Walmart - Schock!
Touch down in Houston. Endlich. Es ist Abend - kurz vor 19 Uhr - als wir in Houston landen. Bis wir unser Gepäck und unseren Mietwagen haben vergeht eine gefühlte Ewigkeit - in Wahrheit immerhin fast zwei Stunden! Bis zu unserem Hotel in Galveston am Golf von Mexiko benötigt man normalerweise gut 90 Minuten. Normalerweise, denn natürlich kommt es mal wieder ganz anders.
In weiser Voraussicht setze ich mich zu unserem ziemlich müden Sohn auf die Rückbank. Der Tag war lang, der Flug anstrengend, Baby Samu steckt gerade mitten in einem Entwicklungsschub und ist fertig. Schlafen scheint aber keine Option. Immer wieder fallen die Äuglein zu, doch schlafen... nein, das ist einfach nicht drin. Vielleicht ist es auch einfach ein wenig zu warm im Baby-Autositz. Doch eine andere Lösung gibt es jetzt nicht. Ich versuche unser Baby mit streicheln, leisem summen und beruhigenden Worten in den Schlaf zu helfen. Vergebens. Und dann nach gerade einmal einem Drittel der Strecke Stau. Nein, nicht stockender Verkehr. Richtiger Stau. Stillstand. Um kurz nach 21:30 Uhr geht in Houston nichts mehr.
Die Tage in unserem Hotel, dem Holiday Inn Club Vacations, und in Galveston sind eher unspektakulär. Wir machen eine kleine Stadtbesichtigung von Galveston City und stellen als erstes fest wie gänzlich unpraktisch die wahnsinnig hohen Bordsteine hier für Leute mit Kinderwagen sind. Als zweites wie unspektakulär Galveston an sich ist. Und drittens, dass man Sonntags beim Ihop (hier gibt´s Pancakes in allen Variationen) 1,5h Wartezeit auf einen Sitzplatz hat. Wow! Als wir vorbeifuhren und sich die Menschenmenge um das Gebäude sammelte traf uns fast der Schlag. Wir fragten gar die umstehenden ob es denn hier etwas umsonst gäbe. No - da gibt´s nix!
Da wir ja direkt am Meer nächtigten, durfte Baby Samu also noch vor seinem 6-monatigen Geburtstag das Meer, den Golf von Mexiko, kennen lernen. Etwas befremdet aber doch interessiert blickte er auf seine plötzlich nassen und von Meerschaum bedeckten Füßchen herab. Große Freude kam nicht auf. Das Weinen konnte er sich aber auch noch verkneifen. Sein Blick war eher ein verwunderter: Was soll das jetzt eigentlich mal wieder werden?! Nunja, allzu warm war der Golf Anfang Oktober nun auch nicht mehr und wir erspartem ihm noch nähere Bekanntschaft mit dem Meer zu machen. Das wir sich sicherlich ein ander Mal ergeben...
Wie immer kommt das Ende recht schnell. Auch bei der Rückfahrt zum Airport macht es uns Houston nicht leicht und so kommen wir gerade noch rechtzeitig zum Abflug an. Leider reicht es so nicht einmal mehr um vorab die Windel zu wechseln. Aber egal, der Flug ist ja lang genug und Platz hat´s auch. Sogar genügend auf dem Sitz. Denn zurück fliegen wir Business Class - das erste Mal mit Baby. Das wollten wir uns einfach bei dem langen Flug gönnen.
Die Blicke der Mitreisenden sprechen natürlich Bände als ich mit Baby Samu den Flieger betrete. Einige waren gar sichtlich geschockt, als wir uns tatsächlich in der ersten Reihe der Business Klasse niederlassen. Und dann bei all der Hektik und dem hin-und her, dem Verstauen der Sachen fängt unser Kleiner auch noch zu weinen an. Spätestens da waren wohl 80 Prozent der Business Class-Reisenden genervt. Aber es kam ja noch besser...