Mit der Bahn durch die City brausen
St. Augustine an der Nordost-Küste Floridas ist die älteste Stadt der USA. Genauer gesagt, die am längsten durchweg besiedelte Stadt. Sie ist bekannt für
ihre spanische Kolonialarchitektur und den imposanten, alten Gebäuden in der Innenstadt. Dieser ganz besondere europäische Zauber und Charm der Stadt lockt natürlich die Touristen in Strömen an.
So haben auch wir uns bei unserem Roadtrip 2018 mit dem Wohnmobil durch den Ocala National
Forest aufgemacht, um diese ganz besondere, geschichtsträchtige US-Stadt zu besichtigen.
Die Stadt St. Augustine:
"Saint Augustine is the oldest continously occupied city in the United States" - steht in unserer Brochüre vom Visitor Center. Es ist also die älteste Stadt in Nord-Amerika, welche durchweg
besiedelt ist. Andere Städte wurden zwar früher gegründet, dann aber wieder verlassen.
1513 war bereits Ponce de León in der Nähe der Stadt an der Atlantikküste angekommen, hatte den "Fountain of Youth", den Jungbrunnen, gesucht und das heutige Florida erkundet. Doch er blieb nicht
lange. So wurde erst Ende des Jahres 1565
St. Augustine von dem spansichen Admiral Pedro Menédez de Avilés gegründet.
Unsere Stadteroberung - die Erkundung zu Fuß:
Obwohl es Oktober ist, ist es noch sehr heiß. Unser kleiner Zwerg jammert wie ein zerfließender Schneemann, sobald die Sonnenstrahlen auf ihn treffen. Lust
zu laufen, Fehlanzeige. Bitte in den Buggy und dann den Sonnenschutz so tief wie möglich ziehen.
Vom Wohnmobil-Parkplatz (der ist kostenlos!) sind es immerhin keine zehn Minuten zu der Touristen-Information und dem Zentrum. Wir decken uns mit Infos ein und schlendern dann die St. George Street, die zentrale - nennen wir es mal - Touristenstraße, eine Fußgängerzone, entlang.
Die kleinen Häuschen, der leicht europäische Flair, das antik Angehauchte - das sieht schon sehr nett und teils urig aus, aber irgendwie wirkt es auch so
künstlich. Schnell haben wir das Gefühl eher in einem auf alt gebauten Freizeitpark unterwegs zu sein, als in einem wirklich uralten Stadtkern. Schließlich soll St. Augustine ja im Jahr 1565
gegründet worden sein, doch das vermittelt es uns irgendwie nicht.
Vielleicht sind wir als Deutsche mit Burgen, Schlössern und wunderschönen Altstädten mit Fachwerkhäusern im ganzen Land zu verwöhnt. Vielleicht erkennen wir
den wahren Charm nicht, doch egal wie lange wir laufen: das total touristische Gefühl bleibt. Es ist alles irgendwie amerikanisch inszeniert. Es ist sehr gut umgesetzt, aber es ist eben alles so
arrangiert.
Mit der Touristenbahn durch St. Augustine:
Da sich die Gassen und Straßen wie überall in den USA stark in die Länge ziehen, die Highlights und Sehenswürdigkeiten weit in der Stadt verstreut sind, entscheiden wir uns die Sache ganz touristisch anzugehen und eine Tour mit einer der beiden Trolley-Bahnen zu machen.
Es gibt zwei Anbieter in St. Augustine. Die Haltestellen beider Anbieter sind - mit einer Ausnahme von keiner handvoll Stationen - natürlich die Selben. Auch
preislich schenken sich die Touranbieter nicht allzu viel. Die eine Trolley-Tour hat grüne, die andere rote Züge. Beides sind Hop-on - Hop-off-Touren und es kann an allen Haltestellen ein- und
ausgestiegen werden. Sie verkehren von morgens 8:30 bis 17 Uhr in der City.
Die Red Train Tour mit Kleinkind:
Wir haben uns für "The Red Train Tours" entschieden. Unser Zwerg fand den roten Zug einfach viel toller. Außerdem war in den roten Zügen meist etwas weniger los und diese Tour war auch ein paar Euro billiger. Geizig wie wir Schwaben sind, haben wir dann hier zugeschlagen.
Allerdings muss man sagen: der grüne Zug fährt in deutlich kürzeren Abständen (jedenfalls bei uns). Beim Einstieg mussten wir drei grüne Trolleys passieren lassen, eher der rote Zug endlich unter Jubel und Applaus von unserem Kleinen empfangen wurde.
Dann konnte es für uns losgehen. 21 Stationen, quer verteilt in der Stadt, warteten auf uns.
Von unserem Startpunkt an der Hypolita / St. George Street, macht sich der Zug auf den Weg zur Flagler Memorial Presbyterian Church. Um Flagler kommt man in Florida geschichtlich gesehen ja nicht herum. Und so erfahren wir vom Fahrer eine Menge spannende und interessante Geschichten zur Entstehung der Kirche. In nur 361 Tagen und von rund 1000 Arbeitern wurde die Kirche 1889 fertiggestellt. Der Grund zum Bau der Kirche ist weniger schön. Flaglers Tochter starb nach der Geburt ihrer Tochter, welche wiederum ebenfalls später verstarb.
So düsen und hoppeln - manche Straßen sind aus Kopfsteinpflaster - quer durch Saint Augustine. Vorbei am Flagler College, dem Lightner Museum, einer Winery, einer Schokoladenfabrik und einer Distillery. Bei letzteren wird mit Testgetränken bzw. Schokolade gelockt. Wir sind, aufgrund des Kleinkindes, dennoch nicht ausgestiegen. Aber wer Zeit hat, kann sich hier sicherlich schön durchprobieren.
Wir fahren lieber gemütlich am ältesten Haus, dessen Entstehung in die früher 1700 Jahre datiert werden, vorbei und entlang des Mantanzas Flußes. Auch das Schloss, den Jungbrunnen und des Gefängnis lassen wir sozusagen links liegen (auch wenn es rechterhand wäre). Dank der wackeligen Fahrt ist unser Kleiner nämlich mittlerweile eingeschlafen. So hätte er bestimmt noch eine weitere Runde gedreht, während wir an der St. George Street wieder aussteigen.
Wer mit Ripleys Red Train Tours eine Runde komplett durchfährt - wie wir - muss mit etwa 90 Minuten Fahrzeit rechnen. Eine Übersicht der gesamten Haltestationen findet ihr hier.
Fazit zu St. Augustine mit Kind:
Wie bereits erwähnt hat uns die Stadt nicht nachdrücklich beeindruckt. Uns war es einfach zu touristisch und irgendwie zu künstlich, auch wenn natürlich sehr viel Historie in der Stadt steckt.
Die Fahrt mit dem Red Train war super. Diese können wir nur empfehlen. Man erhält hier wirklich tolle, spannende und interessante Informationen zur
Geschichte diverser Gebäude, Persönlichkeiten und deren Wirken in der Stadt. Es ist außerdem eine sehr bequeme Art St. Augustine zu erkunden. Und gerade bei heißen Temperaturen auch ein
entspannte Weise der Stadterkundung. Kinder haben bei der Fahrt, selbst wenn sie nichts verstehen, großen Spaß (oder können sogar entspannt einschlummern).
Sollte St. Augustine auf Eurer Reiseroute in Florida liegen, so macht Euch doch ein Bild von der ältesten, durchweg besiedelten Stadt Nordamerikas und lasst uns Eure Meinung dazu wissen! Wir sind
gespannt wie es Euch gefällt. Wir müssen nicht noch einmal hin, freuen uns aber es gesehen zu haben.
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Ulli (Sonntag, 28 April 2019 20:55)
Hihi, der Bericht hätte so von mir sein können. Wir waren 2016 da und haben es ähnlich empfunden. Es gab für mich dennoch ein echtes Highlight: in der Mitte der Einkaufsstraße war ein Eiscafė und die hatten echten Milchkaffee. Der einzig richtig gute Kaffee � in einer Woche Florida.
Angela (Montag, 29 April 2019 09:22)
Ach, die Amis immer mit ihren "Ältesten Städten". Das scheint dort so eine Art nationaler Wettbewerb zu sein. Diese künstliche Wirkung kenne ich auch aus anderen Städten. Eine richtig coole alte und kaum touristische Weiterstadt haben wir aber bei unserem Roadtrip im Südwesten entdeckt. In Globe haben wir zwar nur einen Zwischenstopp gemacht. Aber der war toll. Und die Stadt war klein genug, um sie zu Fuß zu erkunden - auch mit einem Fünfjährigen.
Liebe Grüße
Angela
Kind im Gepäck (Montag, 29 April 2019 11:31)
Ulli, da bin ich ja echt beruhigt, dass es Dir ähnlich ging. Wir müssen zugeben, auch wir haben da ein echt leckeres Eis gefunden ;-) Nunja, aber deswegen waren wir ja eigentlich nicht da. Aber dennoch war es super lecker!
lxbfYeaa (Mittwoch, 04 Dezember 2024 08:17)
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