Schweiz: Auf den Grübelekopf in Samnaun

Mein erster Gipfel nach Lungenkrebs

Das ich mich einmal so für die Bergwelt, Gipfelkreuze und somit alles rund um das Bergwandern und Bergsteigen interessieren würde hätte ich nie gedacht. Aber der Krebs, und damit ist nicht das kleine Tiere am Strand gemeint, verändert einen eben doch irgendwie.

 

Ich möchte in diesem Beitrag zwei Dinge vereinen. Zum einen natürlich den Aufstieg, die Wanderung zum Grübelekopf, zum anderen aber auch warum ich das gemacht habe, warum es mir so viel bedeutet hat und was das alles mit meiner Lunge zu tun hat. Es prallen hier also ganz persönliche Dinge und die reinen Fakten aufeinander. Weil ich aber niemand mit meinem persönlichen Gedöns langweilen möchte, wen das Drumherum also nicht interessiert, sondern wer nur die Informationen zur Wanderroute benötigt, der scrollt bitte einfach runter zum Punkt: die Route im Detail bzw. Fakten zur Wanderung Grübelekopf

 

Vorab: Der Grübelekopf ist 2893 Meter hoch und liegt direkt an der Grenze zu Österreich. 

Happy am Gipfel des Grüblekopf in Samnaun auf 2893 Metern.
Happy am Gipfel des Grüblekopf in Samnaun auf 2893 Metern.

Mein ersehntes Gipfelglück - der Grüblekopf:

Wandern war schon immer ok, doch durch meine Erkrankung änderte sich das komplett. Es war keine plötzliche Veränderung, sondern eher ein schleichender Prozess. Nachdem ich Ende 2020 den Beschluss gefasst hatte mit halber Lunge auf das Dach Europas, also Top of Europe - das Jungfraujoch - zu "gehen" und dies erfolgreich geklappt hat, war mir klar, die Höhe ist kein Problem für mich. Jetzt geht es also ans Üben für´s richtige Bergwandern.

 

Und so sollte der Grübelekopf mein 1. Gipfel im Alleingang werden. Warum? In Samnaun fühle ich mich wohl. Samnaun ist meine zweite Heimat. Samnaun ist seit der Erkrankung meine Ruhe- und Kraft-Pol. Hier kann ich Energie tanken, auch wenn gleichermaßen durch meinen "amputierten" Lungenflügel die Luft auf rund 1900 Metern noch dünner ist. In den ersten Tagen schnellt mir jedes Mal der Puls nach oben. Aber was soll´s :-) Also sortierte ich einige Gipfel ringsum und dank der Hilfe vom Leiter der Gäste-Information, Bernhard Aeschbacher, fiel die Wahl für meine erste Bergtour auf den Grübelekopf. Übrigens, dass es ein T3 ist verschwieg man mir - war aber auch gut so, denn sonst hätte ich vielleicht gezögert ;-)

Pures Gipfelglück am Grüblekopf in Samnaun.
Pures Gipfelglück am Grüblekopf in Samnaun.

Natürlich war ich etwas aufgeregt erstmals alleine auf einen Gipfel zu steigen den ich nicht kannte. Doch genau das wollte ich ja. Und während es über die steilen Wiesen nach oben ging, fragte ich mich - außer Puste - schon: warum eigentlich? Doch die Antwort war einfach: weil es geil ist seinen Körper so zu spüren!

 

Im Geröllfeld merkte ich zusehends wie ich gefühlt mehr und mehr zum Bergsteiger wurde. Nur beim letzten steilen Anstieg über lose Steine verließ mich kurz der Mut. Ich war mir nicht mehr sicher ob ich dem gewachsen war. Ich setzte mich und überlegte. Ich rief mir einige meiner gelesenen Bergsteiger-Bücher in den Sinn. Angst ist schließlich ein gutes Zeichen. Sie warnt uns davor Falsches zu tun. Aber hatte ich es wirklich mit Angst zu tun? Ich atmete tief durch: nein, ich war mir sicher ich müsse diesen Schritt wagen. Und tat es.

 

Und schaffte es. Die letzte Kraxelei war leicht, aber das lose Gestein und der rutschige Boden hatten mich vorsichtig sein lassen. Das war gut. Manchmal ist so eine Pause zum Nachdenken gar nicht schlecht.


Als ich dann oben am Gipfelkreuz stand, war es ein tolles Gefühl. Mein 1. Gipfel auf 2893 Metern und das mit halber Lunge. Die richtige Freude kam erst beim Abstieg... und währte nicht allzu lange, denn recht bald fiel mir ein: da war doch noch was! Der Piz Motnair - auf den wollte ich es 2021 auch noch schaffen. Seid also gespannt, das Bergwander-Fieber hat mich gepackt und nicht mehr losgelassen!


Die Route im Detail:

Die Wanderung auf den Grübelekopf kann man je nach Kondition und Zeitaufwand an unterschiedlichen Orten starten. Meist wird die Route zum Gipfel ab dem Alp Trider Sattel oder eben ab der Alp Trida begangen. Ich hatte mich für die Alp Trida entschieden. 1. Vom Alp Trider Sattel geht es bis zur Alp Trida innerhalb von rund 20 bis 30 Minuten eh nur bergab und ist abgesehen von den vielen Murmeltieren kein Wanderhighlight 2. Ich wollte bei meinem ersten Alleingang etwas Zeit und Kondition sparen. 

 

Von der Alp Trida auf 2261 Metern geht es also erst einmal über die Alpstrasse, einem gut ausgebauten Weg, zur Alp Bella. Die Ausblicke sind natürlich toll, der Weg an sich sehr unspektakulär und sozusagen ein reines "must". Der Abschnitt ist für jeden machbar und je nach Kondition ist man in rund 30 Minuten bei der Alp Bella angekommen. 

Hinter der Alp Bella geht es dann richtig los mit dem Bergwandern. Von hier führt nun der kleine Wanderweg über die Alpwiesen hinauf in Richtung Grübelekopf. Anfangs ist es ein Wiesen-Pfad, der sich gemächlich, aber teils schon steil, nach oben schlängelt.

 

Der Pfad führt vorbei an der Felsformation die sich "Bei den Kirchen" nennt. Die Felsformation sieht nämlich aus wie ein riesiges Kirchenfenster und ist ein wahrer Hingucker. Während man also das Kirchenfenster bestaunt, führt der Weg weiter bergauf. Es wird zusehends steiler und auch etwas steiniger, wenngleich der Pfad weiterhin vorwiegend grasig ist. 

 

Die Wegemarkierungen sind gut, die Linie zum Gipfel ist hier klar zu erkennen. Bis zur Liftstation auf 2654 Metern (Grivaleabahn - nur im Winter offen) ist also lediglich Kondition gefragt, der Weg an sich ist aber sehr einfach zu begehen. 

In Samnaun: bei den Kirchen - Felsformation.
Bei den Kirchen. Wie ein Kirchenfenster thronen die Felsen in Samnaun.

Ab diesem Punkt wird die Wanderung zusehends schwieriger. Zunächst führt der Weg über immer größere Gesteinsbrocken nach oben. Eine gute Vorausschau und Orientierung sind hier gefragt. Es ist zwar nicht sehr steil, aufgrund der zunehmenden Höhe aber langsam fordernder. Wer diesen recht kurzen Abschnitt bezwungen hat, gelangt zum Geröllfeld. Der nun wieder klar erkennbare Weg schlängelt sich steil über das Geröllfeld nach oben. Trittsicherheit ist mehr beim Abstieg, als Aufstieg gefragt. Dies gilt es auf jeden Fall zu bedenken.

Nach dem Geröllfeld befindet man sich bereits auf dem Kamm. Der Gipfel samt Gipfelkreuz sind nun fast zum Greifen nahe. Dennoch sind die letzten Meter eindeutig am Kniffligsten. Klar ist der Weg führt steil nach oben, aber der Pfad durch loses Gestein und Geröll fordern gutes Schuhwerk, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, da der Weg auf beiden Seiten auch abfällt. Zu allerletzt ist sogar etwas Kraxelei erforderlich bevor man endgültig am Gipfelkreuz steht und sich freuen kann.

Oben am Gipfel hat man eine wunderbare Panoramaaussicht in alle Richtungen. Der Rückweg ist dann identisch mit dem Aufstieg. Ab der Alp Bella, wo man mit einem Drink und/oder leckerer Hausmannskost auf das Gipfelglück anstoßen kann, kann man aber auch komplett ins Tal absteigen. Hierbei führt der Weg jedoch vorwiegend über die Alpstrasse nach Laret/Compatsch. 

 

Fakten zur Wanderung Grübelekopf:

  • Wegstrecke: ca. 7 Kilometer
  • Dauer: ca. 2 - 2,5h (ab Alp Trida) - 3 Stunden (ab Alp Trider Sattel)
  • Schwierigkeitsgrad: T2 bis zu T3 schwer (auf den letzten Metern)
  • Höchster Punkt: 2893 Meter
  • Technik und Kondition: jeweils 4 (von 6 - wobei sich die 4 bei der Technik lediglich auf die letzten Meter beschränkt. Ansonsten würde ich hier ein 2 geben.)
  • Die letzten Höhenmeter haben es in sich und sind nicht für Turnschuh-Wanderer geeignet
  • Nach dem Abstieg gemütliche Einkehr in der Alp Bella

Fazit zum Grübelekopf:

Die Wanderung ab der Alp Trida ist eher kurz und was Bergpanoramen in Samnaun angeht kein absolutes Highlight. Hier gibt es zahlreiche schönere Touren wie bspw. alle Wanderungen für Genießer in Samnaun, der Samnauner Höhenweg oder ein kurzer Abstecher auf den Greitspitz. Dennoch hat mir die Tour gefallen, denn hierbei kann man sich gut "testen". 

Die Wanderung ist gut für Bergwanderer die sich erstmals an T3-Wanderungen herantasten möchten. Da der schwierige Teil ganz am Schluss liegt hat dies den Vorteil, dass man die letzten Meter ggf. weglassen kann, sollte man der Herausforderung (noch) nicht gewachsen sein. Zudem begeistert die Tour durch seine Einsamkeit am Berg. Auch im Sommer ist hier wenig los. Mir ist auf dem gesamten Hin- und Rückweg niemand begegnet ausgenommen der Murmelis.

Den Geröllabschnitt sollte man nicht unterschätzen, da gerade beim Abstieg hier schnell Fehler und somit Verletzungen passieren können. Ansonsten ist die Tour technisch einfach zu bewältigen. Aufgrund der phasenweise sehr steilen Anstiege ist dafür definitiv Kondition gefragt.


Familienfreundliche Wanderungen:


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