Texas: Austin, der Big Bend und El Paso
Die Anreise und erste Jetlag-Folgen
Um es ganz gemütlich angehen zu können, sind wir dieses Mal bereits am Vorabend nach Frankfurt gereist und haben eingecheckt. Eine wirklich gute Idee, so konnten wir nach der Nacht in einem nahe gelegenen Hotel morgens sehr entspannt an den Flughafen, direkt durch die Sicherheitskontrolle und in der Lounge frühstücken.
Ähnlich entspannt ging es weiter. Der Flug in der Business Class mit unserem 4,5-jährigen Zwerg war kein Problem. Natürlich waren unsere Nebensitzer in gewohnter Weise skeptisch. Aber alles lief problemlos. Ok, manch einem lachte der Kleine beim Anschauen jeglicher Kinder-Animationsfilme vielleicht zu laut, doch die Mehrheit hörte sein herzliches Lachen wohl schon bald nicht mehr.
Während wir sogar ein wenig vor uns hindösen konnten, machte der Kleine bei über 10 Stunden Flug nach Austin kein Auge zu. Kein Wunder, dass er - wie erwartet - kurze Zeit nach der Mietwagenübernahme während der Fahrt zum Hotel in einen Tiefschlaf fiel. Zwar konnten wir ihn noch einmal für wenige Minuten zum Check-In im Hotel auf die Beine stellen, doch dann war es aus. Kurz nach 17 Uhr befand sich der Zwerg in einem komatösen Tiefschlaf. Kein Rütteln, kein Schütteln - nichts. Das Kind schlief. Und jeder weiß was dies bedeutet...
Trotz meiner Vorhersage (welche übrigens ziemlich genau eintraf), dass der kleine Mann etwa um 2 Uhr wach werden würde, hielt ich mich so lange es ging wach. Während Papa um 20 Uhr ebenfalls kein Auge mehr offen halten konnte, schaffte ich es bis kurz nach 21 Uhr durchzuhalten. Doch wie gesagt, kurz nach 2 Uhr war diese dann um. Es war nichts mehr von dem kleinen Dornröschen zu sehen. Jetzt war aus dem tiefenentspannten Kleinkind ein abenteuerlustiger Gorilla geworden. Hellwach stapfte er durch das Zimmer. Licht an, Licht aus, Licht an, Licht aus... und so weiter. Bis etwa fünf Uhr konnte ich noch im Halbschlaf unter der Decke bleiben. Machen wir es kurz. Um 7 Uhr ging´ s zum Frühstück. Um 8 Uhr waren wir im Walmart. Um 10 Uhr trafen wir pünktlich bei unserem Housesit ein.
Der Housesit auf einer Ranch
Viele Bilder hatten wir von unserem Housesit vorab nicht gesehen. Groß sah es halt aus, und zwei Hunde warteten auf uns. So war es dann auch. Als wir auf das riesige Grundstück einbogen erwarteten uns die Hunde. Achja, das Kind war natürlich eingeschlafen und wieder in den Dornröschenschlaf gefallen. Die hellauf erfreuten Hunde und ihr Besitzer bekam es erst einmal nicht mit. Im Schnelldurchlauf erklärte man uns das Haus und die Hunde und überlies uns alles.
Was soll ich sagen, der Sit war toll! Ein wunderschönes Haus, brave Hunde und mehrere Hektar Land nur für uns. Jeden Morgen und Abend kamen die Hirsche vorbei und wir beobachteten uns gegenseitig.
Wir konnten in der Gegend einiges unternehmen: die "Cave without a name" besuchen, Fredericksburg und Wimberley erkunden. Hier findet ihr Tipps dazu. Zurück zum Persönlichen: zunächst erlebten wir den heißesten Oktobertag mit über 30 Grad, dann folgten Regen und Kälte. Ein Temperatursturz von 20 Grad! Das alles gleich an den ersten Tagen.
Immerhin bekamen wir den Jetlag schnell in Griff. An Tag 3 wachte der Zwerg schon erst kurz vor sieben Uhr auf. Perfekt! Und dann war er leider schon vorbei mit dem Sit und wir machten uns auf den Weg zu unserem Camping-Abenteuer.
Big Bend - in der texanischen Wildnis unterwegs...
Den Weg in den Big Bend Nationalpark hatten wir uns in zwei Etappen unterteilt. Zunächst fuhren wir bis Ozona und erledigten an diesem Tag auch unseren Großeinkauf für die nächsten Tage. Am nächsten Tag ging es von hier weiter in den Nationalpark. Vor allem die letzten gerade einmal rund 140 Meilen (rund 220 Kilometer) von Fort Stockton zogen sich. Das es weit werden würde wussten wir und wir waren super froh, als wir am Mittag endlich im Park ankamen. Und dann wurden wir gleich voll in den Bann des Parks gezogen. Wow!
Ein Zeltplatz zu finden war Mitte Oktober und unter der Woche kein Problem. Die erste Nacht im Zelt wurde hingegen sogleich zur Herausforderung. Es windete nicht nur ein wenig, nein, es stürmte vielmehr. Das Zelt wackelte und ruckelte und mehrmals dachte ich, wir werden bald abheben. Während der Papa und ich die Stangen die sich bedrohlich über uns bogen beobachteten, hatte das Kind wieder seinen Dornröschen Tiefschlaf gefunden. Bewundernswert.
Wir hatten uns kein Ziel gesetzt wie lange wir den Park erkunden wollen. Zwischen 4 bis etwa 7 Tagen wollten wir grob bleiben. Letztendlich verbrachten wir zwei Nächte auf dem Rio Grande Village Campground im Osten des Parks und zwei Nächte auf dem Cottonwood Campground im Westen. Eine weitere Nacht, von Samstag auf Sonntag, wollten wir auf einem der Backcountry Plätze verbringen, doch dafür waren wir dann nach unserem Tagesausflug zu spät dran. Am Wochenende füllt sich der Park erstaunlich schnell. Alle Plätze (!) waren am späten Nachmittag vergeben. So sind wir am Abend nach Terlingua gefahren um hier einen unglaublichen Campingplatz auszumachen.
Allerdings hatten wir diesen Platz ganz kurzfristig über AirBnB angefragt und zunächst keine Antwort erhalten. Da sich der Sonnenuntergang jedoch näherte bauten wir einfach mal das Zelt auf. Zugegeben, es war ein wenig unheimlich, so oben, ganz alleine auf dem Hügel irgendwo außerhalb der "Geisterstadt" Terlingua. Glücklicherweise erhielten wir noch das ok, bevor in der Dunkelheit einbrach und irgendwann der Besitzer mit seinem Hund persönlich auftauchte. Denn der Hund bellte und knurrte und bellte und als dann noch Cujo-Rufe (ihr kennt den Hund aus Stephen Kings Buch/Film sicherlich!) durch die Nacht hallten, mussten wir doch mal kurz schlucken.
Als sich der Hund wieder beruhigte bot sich uns wie im Nationalpark ein gigantischer Anblick des Himmelszelts. Sterne bis zum Boden. Satelliten, Sternschnuppen - ein unbezahlbares Schauspiel der Extraklasse. Worte können dies leider nicht beschreiben.
Nicht nur, aber auch aus diesem Grund entschieden wir uns noch zwei weitere Nächte im Big Bend Ranch State Park zu verbringen. Und hier hatten wir einen kompletten Campingplatz am Rio Grande für uns alleine! Kein Mensch kam während unserer drei Tage hier vorbei. Unglaublich! A propos unglaublich. Nachdem keiner der bisherigen Campingplätze über fließend Wasser verfügte, waren wir bereits seit Tagen ohne Dusche. OK, wir waren ja unter uns und in der Einsamkeit der Wildnis schraubt man seine Bedürfnisse wirklich stark zurück. So nutzte ich, nach einem weiteren heißen Tag, letztendlich den Rio Grande als "Dusche". Ja, diese braune Suppe war eine wirklich tolle Sache. Hauptsache mal Wasser am Körper!
Die Tage, die Naturerlebnisse und die Einsamkeit in den beiden Parks waren super gewesen. Eine tolle Erfahrung für uns und eigentlich hätten wir noch länger bleiben können. Doch wir wussten, wir wollen noch mehr sehen und machten uns daher wieder auf den Weg. Weiter durch Texas, weiter nach Westen, weiter durch wunderbar tolle Landstriche. Letztendlich verlief die Fahrt an diesem Tag so gut und es war nicht mehr weit bis El Paso. Lediglich 1,5 Stunden trennten uns noch von der Großstadt und wir entschieden uns dort hinzufahren.
Gefährliches El Paso?
Die ersten Meter in El Paso sind aufregend. Ein ganz besonderes Gefühl umschleicht uns. Wir machen einen Stopp am Walmart um uns mit Getränken einzudecken und stellen kurz darauf fest: nur wenige Meter weiter befindet sich DER Walmart. Der Walmart in welchem die Schießerei mit 20 Toten stattfand. Doch wir haben kein schlechteres Gefühl als sonst wo in den USA und wissen: El Paso ist eine der sichersten Städte der USA. Ja, das mögen viele im ersten Moment nicht glauben, doch die Stadt an der Grenze ist äußerst sicher - zumindest auf der amerikanischen Seite. Von unserer Seite aus hinter dem Zaun sieht es anders aus...
So schließen wir El Paso irgendwie ganz schnell in unser Herz. Das Gefühl hier ist gänzlich anders, als in allen anderen amerikanischen Großstädten die wir bisher kennengelernt haben. Das mexikanische Lebensgefühl schwingt hier ganz deutlich mit. Keine Wunder, sind doch weit über 80 Prozent der Bevölkerung Hispanos mit mexikanischer Abstammung. Alles ist entspannt und gelassen, die Leute freundlich und aufgeschlossen. Ganz klar vermischen sich hier zwei Kulturen und schaffen eine irgendwie ganz eigene. Uns gefällt dieses besondere Feeling der Stadt und wir bleiben noch eine weitere Nacht um ein paar Ecken mehr zu sehen. Wunderbar schön oder auffälig ist El Paso zugegebenermaßen nicht, aber es hat dieses gewisse Etwas.
Und bei der Abreise sind wir uns sicher: wir wollen gerne noch einmal hier herkommen. Dann lassen wir El Paso hinter uns, und verlassen nach über zwei Wochen zunächst einmal auch Texas...
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Angela (Donnerstag, 16 Januar 2020 08:52)
El PAso würde mich auch mal interessieren ... und so langsam hast du es auch geschafft, mein Interesse für Texas zu wecken. Spannender Bericht!
Liebe Grüße
Angela
Kind im Gepäck (Donnerstag, 16 Januar 2020 10:07)
Das freut mich, dass wir euch vielleicht doch noch mit Texas begeistern können ;-)
Warte mal ab was da noch für Texte kommen!
Und El Paso ist echt irgendwie ganz Besonders, aber man muss es wohl auch mögen. Sicherlich nicht jedermanns Fall, aber das ist ja mit allen Destinationen so.
Schöne Grüße