Keine Karriere für Mama
oder auch: warum bloggen eine - vorläufige - Lösung ist!
Es traf mich wie ein Schlag. Mit voller Wucht. Mitten in die Magengrube. Von einer auf die andere Sekunde war mein Job weg. Es war jetzt einfach aus.
Das ist nun etwas über ein Jahr her. Und obwohl es damals in mir brodelte wie ein gleich explodierender Vulkan, äußerlich blieb ich erst einmal gelassen und setzt ein freundlichen Lächeln auf. Schließlich waren wir ja damals angeblich Freunde gewesen - mein Arbeitspartner und ich. Wir verabschiedeten uns als wäre nichts gewesen und er sagte noch: „Wir hören bald wieder voneinander.“ Doch seitdem ich die Tür meiner alten Arbeitsstätte an diesem Nachmittag hinter mir zuzog, habe ich nie wieder etwas von meinem Freund gehört. Warum? Ich weiß es eigentlich bis heute nicht. Denn eine ehrliche Antwort habe ich nie erhalten. Aber es ist so, dass ich meinen Arbeitsplatz wohl noch hätte, wenn ich kein Kind bekommen hätte. Woher ich das weiß?
Anfang 2012 fragte mich ein alter Bekannter ob ich in seiner Sportmanagement-Agentur aushelfen könnte. Da ich selbständig und experimentierfreudig bin, sagte ich zu. Aus der Aushilfsphase wurde schnell ein Full-Time-Job. Ich musste mich entscheiden: weiter als freie Journalistin für regionalen Zeitungen arbeiten oder die große Welt des Sportmanagements zu erkunden. Die Antwort lag auf der Hand. Letzteres stellte sich natürlich als deutlich spannender, auch finanziell deutlich besser, dar und so entschied ich mich auf selbstständiger Basis in der Sportmanagement-Agentur zu arbeiten.
Es machte riesig Spaß mit weltbekannten Sportgrößen zusammen zu arbeiten. Aber natürlich war es auch ein großer Kraft- und Zeitaufwand, denn als Freund und Helfer - quasi „Nanny“ - von Sportlern die beispielsweise in Sotchi um olympisches Gold kämpften, gab es keinen Feierabend.
Dass dies mit Baby wohl schwer kombinierbar wird, war mir klar. Ich wollte mit Baby trotzdem keine Hausfrau werden. Dafür machte mir das Arbeiten zu viel Spaß. Auch das war mir klar. Genau deshalb hielten wir fest, dass mein Kind kein Job-Ende, sondern nur eine Auszeit sein sollte. Natürlich nicht schriftlich. Hatten wir die vergangenen zwei Jahr doch ohne jegliche Verträge zusammen gearbeitet und als – ich betone – angebliche Freunde, sollte das doch auch passen.
Logischerweise musste für mich dennoch übergangsweise Ersatz her. Es wurde ein Trainée eingestellt. Ich machte mir darüber keine Gedanken, schließlich hatten wir sowieso meistens genügend zu tun und auch bei meiner Rückkehr würde genügend Arbeit für alle anfallen. So arbeitete ich auch bis wenige Tage vor der Geburt. Die letzten zwei Wochen natürlich nicht mehr voll, sondern stark eingeschränkt. Dank einer total unproblematischen Schwangerschaft war das kein Problem.
Dann kam ich einige Wochen nach der Geburt wieder ins Büro! Schließlich waren wir bis dahin regelmäßig in Kontakt gewesen. Auch damals deutete eigentlich nichts auf ein plötzlich Ende hin. Bis einige Wochen später wieder ein Anruf kam und der "Freund" einen Termin mit mir wollte. Wir wollten klären wie es weiter geht und legten unser Treffen extra noch vor unsere lange (3,5-wöchige) Reise (in die USA). Dabei offenbarte er mir dann kurzerhand und ohne das Gesicht zu verziehen, dass er mich nicht mehr brauche. Mir wurden noch ein paar fadenscheinige Gründe genannt wieso und weshalb. Alle unglaubwürdig und teils schon eher unter der Gürtellinie.
Für mich brach eine Welt zusammen: keine Arbeit mehr! Natürlich in der Zeit noch nicht allzu schlimm. Mit dem Kleinen, gerade fünf Monate, hatte ich als Neu-Mama noch genügend zu tun. Trotzdem kam es gelegen, dass wir damals erst einmal in die USA reisten. Zurück zu Hause kam langsam die Enttäuschung und die Wut kochte immer höher in mir auf.
Das Problem: der Kleine wurde größer und so langsam fiel mir die Decke auf den Kopf. Full-Time-Mama, das war nichts für mich. Hin und wieder fand ich zwar Arbeit bei den Zeitungen, doch hatte ich sie alle die Jahre zuvor versetzt, so versetzten sie nun eben verständlicherweise mich. Bevor wir unsere zweite große Reise nach Südafrika, Ende April 2016, mit unserem Einjährigen antraten, wurde es besonders schlimm mit der auf den Kopf fallenden Decke. Ich fühlte mich überhaupt nicht gebraucht - auch wenn ich den gesamten Haushalt schmiss und mich um mein Sohn kümmerte. Ich fühlte mich total unausgelastet. Die meisten Tage waren schrecklich.
Wenige Wochen nach unserer Reise kam mir dann die Idee, eine Seite über das Reisen mit Baby ins Netz zu stellen. Bloggen, das machen mittlerweile doch so viele und schreiben ja, ich finde das kann ich irgendwie. Also setzte ich mich hin und begann. In jeder freien Sekunde haute ich in die Tasten, beschäftigte mich mit dem Bau der Seiten und so weiter. Plötzlich hatte ich eine Menge zu tun. Auch wenn ich kein Geld verdiene fühle ich mich viel besser. Ich mache etwas, ich sehe ein Ergebnis! Nun habe ich also zwei Aufgaben die ich liebe: meinen Sohn und meinen Blog. Alles andere wird gewiss noch kommen.
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Anne (Mittwoch, 13 September 2017 10:42)
Oje, das ist/war ja hart! Hast du damals als Freelancer gearbeitet, also auf Honorarbasis? -Ansonsten kann ich mir gar nicht vorstellen, dass so eine Kündigung rechtens ist. Wie ging es beruflich danach weiter für dich?
Ich bin via Pinterest auf deinen Blog gestoßen und werde mich gern noch etwas umgucken, weil deine Posts echt spannend geschrieben sind :)
LG Anne
Kind im Gepäck (Mittwoch, 13 September 2017 10:55)
Hallo Anne,
ja, wir hatten damals alles mündlich vereinbart. Ich wollte flexibel bleiben, er niemand einstellen. Dennoch war es eigentlich ein 6-Tagejob und meine Haupteinnahmequelle. Wie gesagt hatte ich dafür viel hingeschmissen.
Ich habe gelesen, dass man sicherlich trotz nur mündlicher Vereinbarung vorgehen hätte können, allerdings hatte ich kein Nerv dazu.
Beruflich ist es seitdem hart. Gibt hier auch nen ganz aktuellen Beitrag dazu - sollte ich vielleicht mal verlinken ;-)!
Mal schauen. Mein traum wäre es vom Blog leben zu können ;-)
Liebe Grüße,
Mel