Durch den Titus Canyon

Abschiedsschmerz und eine ziemlich wackelige Fahrt

 

Sehr gerne wären wir noch länger in Beatty geblieben und hätten uns mit Carl unterhalten und seinen Geschichten gelauscht. Auch Carl hätte uns und vor allem unseren „kleine blonde Junge“ sehr gerne länger beherbergt. Er macht uns den Abschied nicht leicht und erzählt noch mehr von sich. Jedes Jahr reise er zwei Mal nach Deutschland. Im November stehe die nächste Reise an. Dann geht´s nach Beilstein an der Mosel, nahe Koblenz. Dort sei es sehr schön. Die kleine Gemeinde wird auch „Dornröschen der Mosel“ genannt. „Seeehr schön und der Wein ist wunderbar.“ Das glauben wir.

Das Auto und wir sind nun startklar. Samu setzt für Carl noch einmal sein schönstes Lächeln auf. Carls Herz schmilzt: „Du bist sooo tolle Junge. Wünsche noch viel Spaß auf der Reise.“ Wir wünschen Carl auch noch eine gute Zeit in Beatty und machen uns schwere Herzens auf die Weiterreise.

Lange Zeit haben wir überlegt ob wir die Titus Canyon Road – eine Dirtroad – wirklich fahren sollen. Die Zeitangaben reichten von 1,5 bis 3,5 Stunden. Letztendlich haben wir uns zu einem „Ja“ entschlossen und das war kein Fehler. Samu scheint zwar anfangs wenig begeistert, dass wir Beatty und damit auch Carl verlassen, aber der Abschiedsschmerz legt sich schnell. Das leichte bis mittelstarke Rütteln des anfänglichen Gravel Road-Teils (Schotterstraße) der Titus Canyon Road lässt Samu kurzerhand einfach einschlafen. Erst eine gute halbe Stunde später als sich die Straße teils sehr steil und mit engen Kurven durch die Bergwelt des Death Valley Nationalparks schlängelt wacht er wieder auf. Wir bekommen es zunächst überhaupt nicht mit, da er keinen Ton von sich gibt. Erst als wir ein "Ooha", von der Rückbank vernehmen bemerken wir, dass er überhaupt nicht mehr schlummert. Erstaunlicherweise findet er die Fahrt ausnahmsweise mal sehr interessant. Sein Blick ist stets nach draußen gerichtet und immer wieder folgen weitere, beeindruckte „ohs“ vom Rücksitz. 

Nach etwas mehr als der Hälfte der Strecke legen wir einen kurzen Stopp bei der Geisterstadt Leadfield ein. Viel zu sehen gibt es nicht mehr, außer eine Handvoll zerfallener Häuser. Irgendwann während des "Mining Booms" waren die Menschen hier her gewandert. Im Jahr 1926 erreichte die Population mit rund 300 Leuten ihren Höchststand. Im August 1926 wurde sogar eine Poststelle eröffnet. Im Februar 1927 wurde diese jedoch schon wieder geschlossen und die Stadt starb. Die Siedler zogen wieder weg. Es ist krass sich vorzustellen wie die Leute damals wohl hier her an diesen verlassenen Ort inmitten der Berge (Grapevine Mountains)kamen und lebten. Wäre Samu einige Monate älter würde es ihm hier aber bestimmt super gefallen. Ein perfekter Ort um beispielsweise Cowboy zu spielen. Doch Samu zeigt sich mit seinen 16 Monaten – verständlicherweise – wenig beeindruckt. Mein Mann auch. Wir fahren weiter. Abschließend geht es durch unglaubliche enge Schluchten - den Titus Canyon. Viel Platz zwischen den Wänden und unserem breiten Ford bleibt nicht. Dann plötzlich eröffnet sich wieder die Weite des Death Valley. Keine zwei Stunden haben wir für die 27 Meilen gebraucht.

Wir beschließen noch zum Ubehebe Krater zu fahren und dort eine Mittagspause einzulegen. Es ist kein rießen Krater, aber dennoch - mit etwa 1000 Metern Durchmesser und 230 Metern Tiefe - beeindruckend. 6000-7000 Jahre ist er alt. Samu ist aber mal wieder weniger von den Fakten als vom Wind beeindruckt. Der bläst einem hier ganz schön um die Ohren. Wir haben das Gefühl, wenn wir Samu loslassen fliegt er weg. So belassen wir es bei einem Fotostopp, ohne Wanderung um den Krater. Samu darf sich dafür nach dem Mittagessen im Auto etwas austoben. Schließlich müssen wir nun fast das ganze Death Valley durchqueren bevor wir zu unserer nächsten Unterkunft zu gelangen.

Der Ubehebe Krater im Death Valley Nationalpark
Der Ubehebe Krater im Death Valley Nationalpark

Die Strecke zieht sich und da kaum jemand unterwegs ist ignorieren wir zugegebenermaßen die Geschwindigkeitsbegrenzung ein wenig (wieviel das ist dürft ihr euch nun selbst ausdenken ;-) ) Etwa eine Stunde später erreichen wir jedenfalls Furnace Creek, wo wir noch einmal stoppen um Samu Bewegung zu verschaffen. Danach geht´s über den 20 Mule Canyon Drive – einer weiteren, lediglich 4,3 Kilometer langen Dirt-Road – raus aus dem Death Valley und zu unserer Unterkunft dem Longstreet Inn im Amargosa Valley. Die letzten Kilometer lässt Samu allerdings nur noch unter Protest über sich ergehen. Er hat nun kein Bock mehr auf seinen Autositz. Das erste Mal bei dieser Reise. Da wir allerdings zügig vorankommen wollen (und die Geschwindigkeitsbegrenzungen mal wieder ignorieren) muss er da durch. Wir versuchen seinen lautstarken Protest auf dem Rücksitz ebenfalls zu ignorieren.

 

Im Longstreet Inn im Amargosa Valley angekommen und einen Blick auf die Dame an der Rezeption geworfen ist er wieder bester Laune - der kleine Charmeur. Natürlich hat er auch plötzlich ganz vergessen, dass er eben noch einen Mittagschlaf machen wollte. So darf er das Zimmer erkunden und Enten auf dem großen Teich vor der Türe beobachten. Der Mittagschlaf wird so zu einem frühen Abendschläfchen.

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