Das Geschäft mit Spenden & Patenkindern

Spenden, aber Richtig!?!

Jetzt, vor Weihnachten, ist die Zeit, in der fleißig Spenden gesammelt werden. Wir Deutschen sind ja bekanntermaßen ein spendierfreudiges Völkchen. Früher war ich noch sehr gutgläubig und habe ohne zu recherchieren gerne gegeben. Das hat sich geändert. Gespendet wird fast nur noch "privat".

 

Schwer arbeitende junge Menschen, traurige riesige Augen, ausgemergelte Körper, knochendürre Babys - im Fernsehen, im Internet und auf Plakaten, überall begegnen wir in diesen Tagen Menschen in Not. Die Bilder zeigen Armut, Leid und Elend. Vor allem Kinder sind leider ein sehr häufig gewähltes Motiv bei Werbeaktionen vieler Spendenorganisationen.

 

Doch ist es sinnvoll sich von den traurigen Bildern zum Spenden verleiten zu lassen oder eine Patenschaft zu übernehmen?! Wie kann man wirklich sinnvoll helfen? Eine Frage die mich seit geraumer Zeit ziemlich beschäftigt. Vielleicht fragt Ihr Euch das auch öfter mal.

 

Das Thema ist sehr umfangreich. Wir wollen Euch einen kleinen Einblick in unsere Art zu Spenden geben, ein wenig zum Nachdenken anregen und vielleicht auch ein paar Tipps für die Zukunft parat haben. Außerdem freuen wir uns auf jegliche Anregungen von Euch in den Kommentaren!

 

Wie wir spenden:

Durch unsere Reisen haben wir viel gesehen, erlebt und gelernt. Auch ein wenig das Spenden. Denn dank der Reisen trifft man immer wieder auf verschiedene überregionale aber vor allem auch lokale Organisationen vor Ort. Gerade diese lokalen, kleinen Organisationen haben es uns mittlerweile angetan, denn hier erhält man einen ziemlich genauen und konkreten Einblick vor Ort. Außerdem kann man die Arbeit sozusagen selbst einigermaßen überprüfen. Wer beispielsweise öfter an einen Ort reist, kann mit eigenen Augen die Entwicklungen sehen. Hierbei meine ich nicht nur Organisationen die Spenden für Kinder/Menschen sammeln, sondern auch beispielsweise Tierorganisationen.

 

Wir geben also ganz bewusst - und nach eigener ausführlicher Recherche (soweit eben möglich) - gerne den unbekannteren non-Profit Organisationen welche wir mit eigenen Augen gesehen haben. Übrigens nicht nur im Ausland, sondern auch bei uns vor Ort. So bin ich im Lions-Club tätig und setzte mich mit meinen Lions-Freunden für örtliche Projekte jeglicher Art zu Gunsten von benachteiligten Kindern ein.

 

Selber vor Ort spenden?

Das haben wir in diesem Jahr zum ersten Mal getan. Dabei haben wir unsere Erfahrungen machen müssen. Einfach so in ein Land fahren und Dinge verteilen... das geht nur bedingt gut! Nein, nicht weil es nicht nachhaltig ist, sondern vor allem auch weil es nicht einfach ist. Zu viel Engagement kann dann nämlich auch nach hinten losgehen. Man kennt die Gepflogenheiten vor Ort nicht, löst eventuell Neid, Streitereien, Habgier und Tumulte aus. In ganz kleinem Rahmen haben wir das selbst in Lesotho erlebt. Hier unser Bericht dazu: Lesotho - im Osten unterwegs.

 

Unser Tipp: wer alleine vor Ort direkt spenden will sollte am besten einen Ansprechpartner im Ort haben, welcher sich mit den Begebenheiten auskennt und die Aktion mit einem leitet. Nur dann ist nach ausführlicher Recherche eine Aktion sinnvoll (wenn auch nicht nachhaltig).

 


Ist ein Patenkind sinnvoller als spenden?

Viele Menschen wollen genau wissen wohin ihr Geld fließt, da scheinen Patenschaften die perfekte Lösung zu sein. Wer sich aber damit genauer auseinandersetzt entdeckt auch hier wiederum die negativen Seiten. Zum einen erfordern Kinder-Patenschaften einen hohen Verwaltungsaufwand. Wie Ihr wisst bekommt man oftmals ein Bild und/oder Briefe der Kinder und kann auch den Kindern etwas zukommen lassen. Das alles ist teuer und somit fließt weniger Gelder an die Kinder vor Ort. Außerdem spielt der Neidfaktor eine Rolle. Und nicht zuletzt ist es in einigen Ländern sogar so, dass Kinder den Eltern aufgrund von Patenschaften weggenommen werden. Die Kinder landen in Heimen und wachsen abgegrenzt von Ihrer Familie auf. Ist das sinnvoll? Leider nein. Ihr seht, auch hier gilt es sich bestens zu informieren, wie die Organisationen / der Verein arbeitet.

 

Spenden - aber wie denn nun?

Wie kann ich etwas geben, das wirklich vor Ort ankommt? Eine perfekte Antwort kann ich Euch leider nicht geben. Im großen Dschungel der Spendenorganisationen ist es schwer DIE ultimative Organisation herauszufiltern. Es wird sie wohl auch nicht geben. Denn über nahezu jede Organisation oder jeden Verein lassen sich im Netz positive wie auch negative Berichte finden. Über keine größere Aktion konnte ich bei meiner Recherche jedenfalls nur positive Aussagen finden. Genau das macht es so schwer. Außerdem hat eben alles seine Vor- und Nachteile.

 

Trotzdem solltet Ihr deshalb nun nicht dazu übergehen und überhaupt nichts mehr spenden. Also wie nun handhaben? Folgend ein paar Tipps.

Tipps zum effektiven Spenden:

  • Lasst Euch nicht zum Spenden drängen!
  • Informiert Euch über die Organisation / den Verein so gut wie möglich. Es gibt bspw. Seiten wie das DZI (Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen), welche über schwarze Schafe informieren. 
  • Prüft auf der Homepage, wie "offen" die Organisation / der Verein arbeitet. Wieviel der Gelder kommt dort an wo es hin soll? Wieviel fließt in die Verwaltung und das Marketing? Lest die Jahresberichte.
  • Spendet am besten an kleinere Organisationen / Vereine. Sie konzentrieren sich auf überschaubare Projekte und stehen in direkterem Kontakt mit den Menschen vor Ort. Hierbei ist meist der Verwaltungsapparat kleiner und es fließt dadurch mehr Geld in das entsprechende Projekt selbst.
  • Fragt Freunde und Bekannte. Oftmals kennt jemand wen, der wiederum eine sinnvolle Organisation oder einen Verein kennt.

Good to know - gut zu wissen:

  • Das DZI-Spenden-Siegel gibt es nur in Deutschland und wird aktuell von fast 200 Organisationen /Vereinen getragen.
  • Die Beantragung des DZI-Spenden-Siegels kostet den Verein/die Organisation jährlich eine große Summe an Geld (je nach Spendenaufkommen der Organisation). Daher gibt es auch zahlreiche gute Organisationen ohne das Siegel
  • Das DZI-Spenden-Siegel können zudem nur Organisationen /Verein erwerben die überregional tätig sind.

Wer regional in Deutschland spenden möchte:

  • fragt Kindergärten, Tagesstätten, Tierheime usw. im Ort was sie benötigen. Oftmals kann man hier viel Gutes tun!
  • erkundigt Euch bspw. nach einem Lions-Club in Eurer Region. Die Spenden fließen zu 100% in die Projekte.

Brandaktuell: Meine Meinungsäußerung zu einer Kampagne

Die aktuelle Kampagne eine Spendenorganisation und warum mich das nervt:

Mich nervt diese Kampagne, die eine bekannte Spendenorganisation aktuell durchführt, fürchterlich. Zugegeben, einen ganz ganz kurzen Moment hatte ich gezögert, als ich das Angebot auf meinem Laptop sah: etwas über Spenden schreiben und dafür bezahlt werden - coole Sache! Und es passt ja so schön, wo wir doch selbst gerne spenden. Für einen kurzen Moment leuchteten meine Augen... und dann verfinsterte sich meine Miene.

 

Ernsthaft? Ich empfehle meine Lesern eine Spendenorganisation mit der ich noch NIE selbst Erfahrungen gemacht habe. ICH bekomme auch noch Geld dafür, dass andere auf meinen Aufruf hin spenden?! Geht gar nicht! Für mich war das Thema schnell vom Tisch. Umso erschrockener war ich, wie viele mitmachen und die Organisation nun bewerben!

 

Anstatt Leute dafür zu bezahlen Werbung zu machen, sollte das Geld lieber bei den Bedürftigen landen. Jetzt sagt so manch einer sicherlich: ohne Werbung keine Spenden. Stimmt auch wieder. Aber diese aktuelle Werbung ist meiner Meinung nach ziemlich aggressiv und wirft kein gutes Licht auf die "Branche". 

 

Vielleicht sollten sich die großen Organisationen allgemein mal wieder mehr mit dem Hauptziel beschäftigen: sinnvoll zu helfen! Und nicht bis zu 35 % (was erlaubt ist) der Einnahmen in Werbung und den Aufwand stecken.


Anmerkung:

Das Thema "Spenden" ist wie eingangs erwähnt sehr umfangreich und liefert jede Menge Diskussions-Material. Keine Art zu Spenden wird unsererseits verteufelt, da dies auch eine ganz private Einstellungssache ist. Wir möchten mit diesem Beitrag lediglich einen kleinen Überblick geben und zum Nachdenken anregen. Denn oftmals, so ging es jedenfalls uns, bedenkt man manche Sachen einfach überhaupt nicht...

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Kommentare: 4
  • #1

    Martina von Jolinas Welt (Sonntag, 10 Dezember 2017 11:20)

    Du hast Recht und auch ich habe bei der Aktion mitgemacht und eigentlich nur, weil, wenn ich es nicht tue, tun es eben andere und ich kann meinen Artikel noch ein bisschen steuern ;-)
    Selbst unterstütze ich ganz andere Aktionen wie zB den Weihnachtspäckchen Konvoi oder private Hilfsorganisationen vor Ort, die reine Vereine sind und mit Manpower und Spenden direkt helfen und dafür mache ich dann "richtig" Werbung.
    Natürlich sage ich den Leuten außerhalb des Netzes auch mal zum wach werden, dass ich bezahlt werde und viele andere auch und man muss mal ausrechnen wie viele spenden müssen um alleine die Blogger zu bezahlen und was am Ende dann für die Kinder bleibt.
    Ich mache diese Werbung wirklich nur um meinen Blog zu finanzieren, aus ganz niederen Gründen, denn mit dem Blog hoffe ich etwas für Menschen mit Down Syndrom zu bewegen.
    Also tut diese Organisation hintenrum doch noch was Gutes

  • #2

    Eva (Donnerstag, 14 Dezember 2017 05:32)

    Ein echt wichtiger Beitrag, vielen Dank dafür. Das in dem "Spendenbusiness" echt schnell was schief geht, darüber habe ich ja auch schon mal geschrieben (https://www.2-unterwegs.de/freiwilligenarbeitwaisenh%C3%A4user/). Es ist wirklich wichtig, sich genau zu informieren, an welche Organisation man spenden möchte.
    Zwei Sachen die mir aus der Praxis klar geworden sind: bezüglich dem direkten Spenden vor Ort, genau wie ihr schreibt ist das gar nicht so einfach. Man sollte das ohne lokalen Kontakt nicht machen finde ich, da man sonst selten diejenigen erreicht, die es wirklich nötig haben. Ganz deutlich wurde mir das nach dem Erdbeben hier in Nepal, da sind ständig Leute mit dem Jeep in unser Dorf gekommen um Sachen zu verteilen. Gut gemeint, aber wer hats bekommen? Die Leute, die Zeit hatten und kommen konnten. Die Kranken, Alten und diejenigen, die in ihren Ruinen noch versuchten ihr letztes Hab und Gut zu retten haben nichts abbekommen.
    Das zweite sind die elenden Verwaltungskosten. Das man natürlich nicht will, dass viel von einer persönlichen Spende dafür drauf geht, kann ich gut verstehen. Andererseits, aus Sicht der Organisation ist das schwierig, weil man dann eben kaum Leute bezahlen kann, die das Projekt verwalten - was aber notwendig ist. Daher werde ich mittlerweile genauso misstrauisch wenn mir jemand erzählt, sie haben gar keine Verwaltungskosten - jedenfalls braucht das eine gute Erklärung, mit welchem Geld z.B. Personalkosten gezahlt werden.

  • #3

    Kay (Donnerstag, 04 Januar 2018 20:05)

    Ein wirklich toller Beitrag, der zum Nachdenken anregt und sehr gut zu einem meiner Artikel passt, den ich diese Woche veröffentlicht habe. Daher war ich so frei, deinen Beitrag darin zu verlinken, ich hoffe das ist für dich okay� : https://twistheadcats.com/2018/01/01/endet-mit-der-weihnachtszeit-auch-die-naechstenliebe/

    Liebe Grüße, Kay.
    www.twistheadcats.com

  • #4

    Victoria (Freitag, 05 Januar 2018 14:08)

    Danke für deinen Beitrag. Ich war entsetzt, als ich diese als Werbung gekennzeichneten Beiträge sah. Solche Organisationen bekommen meist sogar kostenlose Werbeplätze in Zeitschriften, und da werden Blogger bezahlt? Ich habe vor kurzem bei CFI eine Patenschaft abgeschlossen. Bloggerin Minimenschlein war vor Ort und die Kommunikation mit der Organisation ist top.
    Liebe Grüße
    Victoria

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